TRAUERPROZESS NACH EINEM SUIZID

Verschiedene Modelle sind in den letzten Jahren in  Deutschland bekannt geworden. Dr. Jorgos Canacakis beschreibt die fünf verschiedenen Trans-Zyklen eines Trauerweges. Prof. Dr. Verena Kast spricht von den vier Phasenmodellen. Prof. William Worden nennt die vier Aufgaben der Trauerarbeit. Unsere Gruppe lehnt sich an das Modell von Prof. Worden und an die  Gestalttherapie von Fritz Perls an. Die vier Traueraufgaben sind danach:


Aufgabe I: Den Verlust als Realität akzeptieren.
Nach einem Suizid wird die Freigabe des Verstorbenen einige Tage dauern. Für die Angehörigen ist es schwierig, den Tod zu realisieren. Häufig ist es ihnen nicht möglich, das Ereignis zu akzeptieren, insbesondere dann, wenn ihnen vom persönlichen Abschiednehmen abgeraten wird. Die Kinder sollten über den Suizid möglichst die Wahrheit erfahren.


Aufgabe II: Den Trauerschmerz erfahren.
Diese Zeit wird von vielen widersprüchlichen Gefühlen bestimmt. Die Trauernden befinden sich in einem Schockzustand. Es können sich körperliche Reaktionen wie Schlafstörungen,  Kopf-, Gliederschmerzen, Kältegefühl, Appetitlosigkeit, Unruhe, Herz- und Sonnengeflecht-Schmerzen einstellen. Gefühle der Fassungslosigkeit Leere, Scham, Hilflosigkeit, Schuld und des eigenen Versagens breiten sich aus. Häufig hat der Trauernde Angst, den Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren, weil mit dem plötzlichen Todesereignis die Zeit für ihn stehen geblieben ist.


Aufgabe III: Sich anpassen an eine Umwelt, in der der Verstorbene fehlt.
Die Hinterbliebenen müssen sich neu orientieren und organisieren; Erwachsene als auch Kinder.


Aufgabe IV: Der oder dem Verstorbenen auf einer anderen Ebene begegnen.
Die Bindung zum Verstorbenen wird bleiben, aber sie wird sich mit der Zeit verändern. Am Anfang des Trauerprozesses ist die Integration des Verlustes  in das eigene Leben nicht vorstellbar. In der vierten Aufgabe werden die Hinterbliebenen Frieden mit dem Verstorbenen finden können.
Der Trauerweg ist individuell und unterschiedlich lang.